Wehrhafte Städter

Ein kurzer Rückblick in die Geschichte unserer Stadt Weil der Stadt und Einblick in eine Tradition selbstbewusster Bürger

Beginnend mit der Schlacht bei Döffingen im Jahre 1388 und den damals 66 Gefallenen lässt sich über die Jahrhunderte eine Tradition eigenen städtischer und bewaffneten Bürgermiliz erstellen. Seit 1527 ist der Flurname Schießrain in Weil der Stadt bekannt. Dokumentiert ist die Existenz von 52 Schützen im Jahr 1559, unter ihnen auch Johannes Keplers Großvater Sebald. Seit dem Jahr 1669 wurden alle Bürgersöhne dazu verpflichtet, an einem Vier-Wochen-Schießen teilzunehmen.

Als Vorläufer der Weil der Städter Bürgermiliz gelten die Himmelschützen. Deren repräsentative Aufgabe war es vornehmlich, an Fronleichnam und Himmelfahrt den Himmel oder Baldachin der Prozessionen zu begleiten oder zu tragen.

Aus einem Bericht von 1803 geht hervor, dass die Schützen mit Unter- und Obergewehr ausgerüstet gewesen seien. Am 17. April 1822 stellte der Magistrat von Weil der Stadt bei der Königlich-Württembergischen Regierung den Antrag zur Aufstellung eines Schützencorps. Im Jahr 1828 erhielt Weil der Stadt 40 Oberndorfer Ordonnanzgewehre mit Säbeln und Patronentaschen. Die Gardisten sollten zwischen 22 und 40 Jahre alt sein, mussten als unbescholten und vermögend gelten. Der Kommandant der damaligen Garde war der Weil der Städter Schönfärber Josef Anton Schöninger.

Durch die politischen Veränderungen der Märzrevolution des Jahres 1848 wurden die Bürgergarden durch die damalige Regierung 1849 aufgelöst. Erst im Jahr 1999 wurde unter dem heutigen Kommandanten Hartmut Sigel die Wiedergründung veranlasst. Die Bürgergarde hat seither einen festen Platz im Leben unserer Stadt.

Die historischen Uniformierung der neuen Garde folgt ausgiebiger Recherche. Anhand verlässlicher Aufzeichnungen des Stadtarchivs scheint weitgehend nachweisen, dass anders als in den Württemberger Statuten vorgesehen, die Uniform aus schwarzem Hut und blauem Frack mit roten Aufschlägen bestand. Dieses ist auch in den Lithographien der Jahre 1835 auf Schloss Solitude und 1841 anlässlich des Jubiläums Wilhelm I. nachweisbar. Dieser Epoche folgt die Uniform wie wir sie heute tragen.

Die Bürgerdamen, ohne die unsere Garde nicht vorstellbar wäre, orientieren sich im Schnitt ihrer Kleider ebenfalls an diesen Jahren im sogenannten Biedermeier.

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